Die rosarote Brille

Kennt Ihr das Gefühl? Wenn alles frisch und neu ist? So ganz unbeschwert? Wenn dieses Kribbeln im Bauch ist und die Zeit wie im Flug vergeht? Ich rede dabei nicht von dem Verliebtsein, sondern von der Anfangszeit einer neuen Arbeitsstelle. Ganz wie in einer Beziehung – früher oder später ist die Luft raus, der Schleier der Illusionen lüftet sich und gibt die Sicht auf die ungeschönte Realität frei. Man beginnt die Fehler nicht mehr als charmante Eigenarten zu sehen, sondern ist genervt und gereizt weil plötzlich alles sehr kompliziert ist. Auch an diesem Punkt im Job ist es wichtig, sich jeden Tag ganz bewusst für eine Fortsetzung der Arbeitsbeziehung zu entscheiden. Oder eben auch nicht, sondern den Tapetenwechsel vorzuziehen. Denn anders als in einer Ehe gilt nicht das Prinzip: „In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod uns scheidet.“ Auch ist eine gewisse Polygamie im Job längst nicht so verpönt, sondern zeugt eher von Flexibilität und Ehrgeiz. Warum also mit dem eigenen Schicksal hadern anstatt es in die Hand zu nehmen? Nur weil man nicht weiß, was man an dem Neuen hat? Beim Alten wissen wir wenigstens woran wir sind. Aber wer nicht gewagt, der nicht gewinnt.