Die Innere Liste

Mal zu einem etwas ernsteren Thema: Alles was uns wiederfährt – Gutes wie Schlechtes – das halten wir fest auf einer inneren Liste. Und am Ende des Tages, am Ende des Lebens ziehen wir Bilanz – manchmal auch zwischendrin als Zwischenbilanz. Dann wiegen wir alles gegeneinander auf. Ich habe mal gelesen für eine negative Erfahrung, die wir machen, brauchen wir zehn positive, um in der Bilanz eine „null“ stehen zu haben.

Neben dieser Liste führe ich als Arzt aber noch eine ganz andere Liste. Es wäre übertrieben diese als „Todesliste“ zu bezeichnen. Aber streng genommen läuft es letztendlich darauf hinaus. Eine immer länger werdende Liste mit Namen der behandelten Patienten, die heute nicht mehr unter uns weilen – aus verschiedenen Gründen. Patienten, deren Namen allmählich im Sog der Zeit verblassen, die uns jedoch hin und wieder als Geister der Vergangenheit mitunter in unseren Träumen aufsuchen und mit dem Finger auf uns zeigen. Bei denen wir uns fragen: „Haben wir alles nötige in unserer Macht stehende getan um zu helfen?“ Auch wenn das individuelle Schicksal ehrlicher Weise im Laufe der Zeit in den Hintergrund tritt, so stellt man sich doch hin und wieder die Frage, ob es hätte anders Laufen können.